Was ist das?
Einfach gesagt, ist der Spine-Wert ein Wert, der beschreibt, wie stark sich ein Schaft von bestimmter Länge durchbiegt, wenn man diesen auf zwei Punkte, welche 26 Zoll voneinander entfernt sind,
auflegt und ein Gewicht von exakt zwei Pfund daran hängt. Diese Zuordnung basiert auf Erfahrungswerten und wurde vor vielen Jahren von der A.M.O. (Vereinigung der amerikanischen Bogen- und
Zubehörhersteller) standardisiert.
Üblicherweise wird bei der Angabe des Spine-Wertes das Messergebnis auf die „Standardlänge" von 28 Zoll hochgerechnet, die Einheit wird in Pfund („lb" oder amerikanisiert „lbs", #) angegeben. Das
Ergebnis liefert den statischen Spine des Schaftes.
Nun ist es logisch, dass man einen Pfeil haben sollte, der sich bei seinem Bogen zu genau dem richtigen Zeitpunkt um den Griff verwindet. Und dieser „Windefaktor" ist der Spine, genauer gesagt:
der dynamische Spine.
Prinzipiell ist der dynamische Spine von der Energie abhängig, die von der Sehne in den Schaft gesteckt wird. Dabei wirken sich verschiedene Faktoren aus, wobei man als Grundregel zur Berechnung
des dynamischen Spines bei Holzpfeilen von der virtuellen Basis ausgeht, dass ein Pfeil für einen Bogen genau den statischen Spine braucht, die der Bogen als Zuggewicht bei 28 Zoll Auszug und einem
Spitzengewicht von 125grs hat.
Abweichungen von folgenden Faktoren haben auch Abweichungen im statischen Spine zur Folge, das heißt der Spine ändert sich relativ zum Zuggewicht des Bogens (wird also zum benötigten dynamischen
Spine) in etwa wie folgt.
- Von der Sehne. Eine schnelle Fast-Flightsehne hat sehr viel mehr Beschleunigung und Energie als eine träge. Der Pfeil wird stärker nach vorne geschoben, muss also härter als der
Standardpfeil sein, um den „Normalzustand" zu erreichen. Man kann gut 5# zum statischen Spine dazugeben.
- Von der Griffform, dem "Center Cut". Ein Pfeil muss sich um einen Bogen ohne Bogenfenster mehr herumwinden als um einen mit einem solchen. Bogen mit einem sehr deutlich
geschnittenen Bogenfenster, bei denen der Pfeil fast mittig den Bogen verlassen kann, können gerne etwas härter sein, also virtuelle fünf Pfund mehr auf den Spine aufgerechnet. Bei Langbogen ohne
Bogenfenster muss man aufgrund der Tatsache, dass der Bogen sehr viel weicher sein muss, um den Bogen ohne Anschlag zu passieren, jedoch 15# (!) abziehen.
- Von der Pfeilspitze. Eine schwere Pfeilspitze (höherer F.O.C.%) „bremst" den Pfeil in der Beschleunigung, macht ihn biegsamer. Je schwerer die Spitze, um so „härter" muss der
Pfeil sein, um den Widerstand bei der Beschleunigung auszugleichen. Bei leichteren Spitzen verhält es sich umgekehrt, pro Abweichung von 25grs so in etwa 5#, wobei – wie oben bereits beschrieben –
125grs als „Standardgewicht" zu sehen sind. Also zieht man pro 25grs weniger als 125grs 5 Pfund vom statischen Spine ab.
- Von der Wurfarmform. Ein Recurve bietet dem Pfeil mehr Beschleunigung als ein gerader Langbogen. Also? Richtig. Härterer Schaft. Etwa 5# mehr.
- Von der Pfeil- und Auszugslänge. Ein kurzer Schaft ist „härter" als ein langer. Hat man z.B. eine Auszugslänge von 26 Zoll, muss man (2 Zoll weniger als „statisch"), pro Zoll
etwa 3# abziehen. Bei einer längeren Auszugslänge addiert man diese.
- Vom Schiessstil. Das bedeutet, dass sich die Energie, die durch die Sehne in den Pfeil „gesteckt" wird, bei verschiedenen Methoden, den Bogen zu halten, anders in den Bogen mit
ausbreitet. So bewirkt ein extrem lockerer Griff, dass in den Pfeil deutlich mehr Energie gelangt, der Schaft wird „weicher". Ein fester Griff überträgt einen Teil der Energie in den Bogen, der
Schaft wird „härter". Hat man mit einem Stil seine Schäfte bestimmt, sollte man ihn nicht mehr ändern, denn sonst stimmt der Spine des Schaftes nicht mehr.
- Von der Vorspannung der Wurfarme. Eine höhere Vorspannung, auch beeinflussbar durch die Standhöhe, gibt initial mehr Energie an den Pfeil, macht ihn also „weicher". Umgekehrt
verhält es sich bei einer niedrigeren Vorspannung. Das Ausnutzen dieses Wissens und sein Einsetzen durch Veränderung der Standhöhe setzt aber, um sie wirklich zu nutzen, einen soliden Schießstil mit
absolut identischer Auszugslänge bei jedem Schuss voraus.
- Bogengewicht / Bogenköcher. Ein schwerer Bogen, oder ein an dem Bogen angebrachter Bogenköcher verringert den benötigten Spine-Wert wieder um 3-5#, da sich der Bogen im Abschuss
stabiler verhält. Er weicht nicht so stark zur Seite ab wie ein leichter Bogen, der Pfeil muss sich mehr „winden" können um herum zu kommen. Aber auch das kann man nicht „messen", sondern sind Werte,
welche durch den Rohschafttest zu Tage kommen.
Um den Spine seiner Pfeile grob berechnen zu können, gibt es von Jean-Christoph einen Spinerechner. Er ist wirklich gut geeignet, um mal die Richtung zu erkennen, in welchen Spinebereich die
Pfeile gehen: