Der rote Punkt - Traditionelles Bogenschießen
Der rote Punkt - Traditionelles Bogenschießen

Schusstechnik

Der Ablauf der Auszugsbewegung, die Länge des Auszuges und das Lösen der Sehne sollten immer mit der optimalsten Technik in absolut gleicher Weise verlaufen, um dem Unterbewusstsein die Möglichkeit zu geben das Schussbild (die Parabel des Pfeilfluges), der aus dem Auszug des Pfeiles resultiert, im Gehirn immer in gleicher Weise abspeichern zu können.

 

Unterschiedlich ausgeführte Bewegungen führen zu unterschiedlichem Pfeilflug. Eine immer konstant resultierende Parabel des Pfeilfluges ist ein essentieller Aspekt zu einem guten Trefferbild.

 

Viele traditionelle intuitive Bogenschützen verwechseln "intuitiv Schießen" mit "intuitiver Technik". Das resultiert dann in Ausführungen des Auszuges, welche zum Teil ineffektiv, im schlimmsten Fall gesundheitsschädlich sind. Leider kann man solche Ausführungen immer noch sehen. Hier die "schlimmsten":

 

  • Füße geschlossen, Oberkörper weit nach vorne gebeugt (für diese Position gibt es keine Begründung!)
  • Beine gebeugt, Oberkörper gedrungen (auch auf dem freien Feld und bei Scheibenturnieren... Diese Position ist eine, welche auf der Bogenjagd manchmal notwendig ist, um die Silhouette zu verkleinern. Suboptimal.)
  • Kein fester Ankerpunkt (der einzige Schütze, welcher mit fliegendem Anker exakt treffen konnte, war Fred Bear. Der Einzige!)
  • Auszug ohne Rückenspannung (absolut sinnfrei und gesundheitsschädlich)
  • Bogenarm gebeugt (es geistert noch in einigen Köpfen, dass das "die" Technik für den Langbogen sei. Ein konstantes Schussbild ist damit jedoch nicht möglich. Den Bogenarm in der Schulter nach aussen drehen wäre die Lösung...)
  • Und noch so ein paar weitere Lustigkeiten...

Der Stand

Der Stand sollte so bequem wie möglich sein. Schulterbreit, beide Füsse in Richtung zum Ziel nebeneinander gestellt. Man kann den hinteren Fuß ein wenig nach vorne versetzen, wenn es bequemer ist. Aber nie solle sich die Hüfte gegen die Stellung der Füsse verdrehen müssen. Kernpunkt ist die Lage der Hüfte, bei welcher sich die Querachse der Hüfte in Richtung Ziel befinden muss. Der Oberkörper ist aufrecht.

 

Halten der Sehne

Die Sehne wird - mit getragenem Fingerschutz - mittels des Zeige-, des Mittel- und des Ringfingers gezogen. Die Hauptlast liegen auf dem Zeige- und dem Mittelfinger (40% Zeigefinger, 50% Mittelfinger), der Ringfinger beteiligt sich lediglich zu 10% an dem Zugvorgang.

Dabei liegt die Sehne in der körperfernst gelegenen Fingerfurche des Mittelfingers und auf dem hinteren Drittel des Zeigefingerendgliedes. Auch der Ringfinger wird nur auf dem Endglied zu den oben genannten 10% belastet.

Nie sollte sich die Sehne durch eine fehlerhafte Fingerhaltung verdrehen.



Der Auszug

Der Auszug erfolgt mit gestrecktem Bogenarm. Die Sehne wird nach einer leichten Anspannung und dem Heben des Bogens in Richtung Ziel in einer gleichmäßigen Bewegung des Ellenbogens nach hinten gezogen. Dabei wird im optimalen Fall nur die Schulter- und Rückenmuskulatur benutzt, man sollte es vermeiden, die Sehne mit dem Oberarm nach hinten zu ziehen.



Der Ankerpunkt

Die Zughand wird so weit nach hinten gezogen, dass der Mittelfinger ("hoher Anker") oder der Zeigefinger ("tiefer Anker") den Mundwinkel berühren. Ein konstanter Ankerpunkt ist extrem wichtig für einen konstanten Ablauf der Auszugsbewegung.


Tiefer Anker, Zeigefinger im Mundwinkel
Hoher Anker, Mittelfinger im Mundwinkel

Das Lösen der Sehne ("Der Ablass")

Der Ablass erfolgt idealerweise in einer Bewegung, bei der die Finger der Zughand lediglich entspannt - keinesfalls aktiv geöffnet! - werden. Durch den Zug, der von der gespannten Muskulatur der Schulterblätter verursacht wird, wird die Zughand nach hinten auf die Schulter gezogen.

Copyrighterklärung:

 

Die hier verwendeten Zeichnungen sind aus dem Buch "Der rote Punkt - Handbuch für Anfänger des praktischen Bogenschießens". Die Verwertung - auch auszugsweise - ist ohne Zustimmung des Autors urheberrechtswidrig. Dies gilt auch für die Vervielfältigung, Übersetzung, Mikroverfilmung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

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April 2012

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© Daniel Schölz